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EnergiewendeAnti-AtomkraftAnti-Atom-Demo: Keine neuen AKWs in Europa!

Anti-Atom-Demo: Keine neuen AKWs in Europa!

Zum achten Jahrestag der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima versammelten sich viele hundert Menschen zur „Kazaguruma“-Demo in Berlin. Am Mittag zog man gemeinsam durchs Regierungsviertel, um einen weltweiten Atomausstieg zu fordern. Auf der begleitenden Kundgebung mit zahlreichen Rednerinnen und Rednern sprach sich auch Greenpeace Energy gegen AKW-Neubauten in Europa aus – und forderte von der deutschen Bundesregierung, Nachbarstaaten in Europa zu überzeugen, statt in Atomkraft in erneuerbare Energien zu investieren. Hier dokumentieren wir die Demo in Bildern und unseren Redebeitrag im Wortlaut.

Mitarbeiter von Green Planet Energy bei Demonstration für einen schnellen Atomausstieg
Pressesprecher Christoph Rasch sprach für Greenpeace Energy auf der Demo und forderte von der Bunderegierung mehr grenzüberschreitendes Engagement gegen neue Atomprojekte.

„Auch für uns in Europa ist Fukushima eine Mahnung – und sie ist aktueller denn je. Weil trotz aller Risiken einige unserer Nachbarstaaten auch jetzt noch neue Atomkraftwerke bauen wollen! Aber – und das ist die gute Nachricht – leicht haben sie es dabei nicht gerade! Nehmen wir zum Beispiel Polen: Das Land will seinen hohen Anteil an Kohlekraft senken, diesen vor allem durch Atomstrom ersetzen – und deshalb erstmals in seiner Geschichte AKWs bauen. Aber: Diese Pläne gerieten immer mehr ins Stocken, Standort-Fragen blieben ungeklärt, das Vorhaben verzögerte sich bereits um Jahre.

Auch Ungarn hält aller Kritik zum Trotz an seinen Neubau-Plänen fest: Paks II soll nach dem Willen von Viktor Orban kommen. Finanziert mit Geld aus Russland und geplant in einem höchst intransparenten Verfahren. Aber: Immer drängender werden hier sicherheitsrelevante Fragen: Welche Standards werden künftig in Paks gelten? Was wird aus dem Atommüll? Und jetzt ist auch noch herausgekommen, dass der AKW-Standort offenbar in einem erdbebengefährdeten Gebiet liegt.

Oder schauen wir nach Großbritannien: Dort dürfte das im Bau befindliche AKW Hinkley Point C den Steuerzahler einmal mehr als 100 Milliarden Euro an Subventionen kosten. Aber Hier könnte der Brexit voll zuschlagen: Ein „No Deal“ bedeutet, dass der EURATOM-Vertrag in Großbritannien nicht mehr gilt – das erschwert zum Beispiel Importe von AKW-Komponenten oder von Uran. Und das dürfte Hinkley Point C am Ende noch teurer machen.

Die Fukushima-Demo in Bildern

 

Drei Beispiele und viele „aber“, die zeigen: Atomkraft ist gefährlich. Sie ist teuer und sie ist unwirtschaftlich. Sie stürzt Staaten in neue Energie-Abhängigkeiten, statt sie autark zu machen. Und sie ist deshalb auch keine Lösung für die Klimakrise! Denn längst ist doch klar: Es gibt eine sichere, ökologische und deutlich günstigere Alternative, um Strom zu erzeugen. Und das sind Erneuerbare Energien wie Wind und Sonne! In Verbindung mit einem flexiblen Speicher-System, mit Wasserstoff liefern die genauso durchgängig Strom wie ein Atomkraftwerk. Nur eben ohne Strahlung, ohne Atommüll und sonstige Risiken.

Selbstgebastelete Windräder sind das Markenzeichen der „Kazaguruma“-Demos in Berlin. Alle Fotos: Christoph Rasch / Greenpeace Energy eG

Mit so einem Erneuerbaren-System könnten die Briten, Polen oder Ungarn viele, viele Milliarden im Vergleich zum AKW-Bau sparen – und trotzdem eine verlässliche Stromversorgung garantieren. Das haben unter anderem wir von Greenpeace Energy durch mehrere Studien belegt. Deshalb, liebe Nachbarn in Europa: Hört nicht auf die falschen Versprechungen der Atom-Lobby! Und verbaut euch nicht mit milliardenschweren AKW-Projekten den Weg in eine nachhaltige Energie-Zukunft.

Aber auch wir in Deutschland dürfen uns nicht auf dem Atomausstieg hierzulande ausruhen! Auch die Bundesregierung ist jetzt gefordert – unsere Nachbarländer davon zu überzeugen, dass die Zukunft in Europa den Erneuerbaren gehört – und laufende Atomprojekte in der EU kritisch zu hinterfragen! Und: Eine Bundesregierung, die den Atomausstieg ernst meint, muss mithelfen, der Atom-Industrie international eine wichtige Grundlage zu entziehen: Den überkommenen und längst nicht mehr zeitgemäßen Euratom-Vertrag. Denn mit dem können Regierungen bis heute ihre energie- und volkswirtschaftlich unsinnigen Atomprojekte rechtfertigen.“

Christoph Rasch
Christoph Rasch
Arbeitete lange als Journalist und Autor für Tageszeitungen, Magazine und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Seit dem Frühjahr 2014 im Bereich Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy tätig.