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EnergiewendeÖkostromBahn frei für simon & Co.

Bahn frei für simon & Co.

Nach intensiver  Überzeugungsarbeit durch Greenpeace Energy, die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und andere Solaraktivisten ist es amtlich: steckerfertige Photovoltaikmodule zur privaten Stromerzeugung dürfen jetzt direkt an normale Haushaltsstromkreise angeschlossen werden. Das ist ein großer Fortschritt. Wir bewerten die neue Lage und erklären, warum dies ein Durchbruch bei der Nutzung von Balkon-Solaranlagen ist.

Aus unserer Sicht können moderne Stecker-Solarmodule mit Wechselrichtern, die die VDE-AR-N-4105 erfüllen, auf Balkon und Terrasse von jetzt an ohne weiteres an eine normale Schuko-Steckdose für den Außenbereich angeschlossen werden. Hier sind die Gründe:

Die Erlaubnis eines Anschlusses an normale Haushaltsstromkreise ist der zentrale Fortschritt der neu definierten Norm VDE 0100-551 beim Verband der Elektrotechnik (VDE) und der Deutschen Kommission Elektrotechnik (DKE), welche die hiezulande geltenden Normen für elektrotechnische Geräte erarbeiten. Zuvor verlangte die Norm den Anschluss steckerfertiger PV-Module an einen eigenen „Einspeisestromkreis“. Das war eine hohe Hürde, denn über einen solchen Stromkreis verfügt fast kein Mieter oder Wohnungsbesitzer auf Balkon oder  Terrasse.

Viele ließen sich davon nicht abhalten. Doch wer als Sonnenstrom-Fan das Risiko scheute, eventuell gegen anerkannte Regeln der Technik zu verstoßen, hätte bis jetzt offiziell von Elektrofachkräften mit hohem Aufwand eine eigene, speziell abgesicherte Stromleitung vom Balkon bis zum Sicherungskasten legen lassen müssen. Dabei sind moderne Stecker-PV-Module mit hochwertigen Wechselrichtern bis zu einer Grenze von 600 Watt auch ohne eine solche Leitung sicher nutzbar. Solch hohe – und überflüssige – Extrakosten für die zusätzliche Elektroinstallation hätten die Wirtschaftlichkeit einer Stecker-Solaranlage deutlich verschlechtert und wirkten abschreckend. Die Ausgabe können sich Nutzer nun definitiv sparen. Und Netzbetreiber, die bislang mit Verweis auf die Norm einen solchen Aufwand verlangten, dürfen hier nicht mehr blockieren.

Weil die Überarbeitung der VDE-Norm 0100-551 aus prozeduralen Gründen nicht die Frage behandelte, ob der Anschluss einer Balkon-Solaranlage über eine Schuko-Steckdose erfolgen kann oder nicht, bleibt dieser Aspekt vorläufig offen. Er wird u.a. in einer erst jüngst aufgelegten neuen Produktnorm für steckerfertige Solargeräte geregelt. Mit deren Abschluss wird für Anfang 2019 gerechnet. Bei Modulen wie dem simon oder anderen Mini-Solarkraftwerken, die den Sicherheitsstandard der DGS erfüllen, ist die Nutzung einer Schuko-Steckdose für den Außenbereich aus unserer Sicht aber schon jetzt bedenkenlos möglich. Wir raten dabei allerdings von der Nutzung einer Mehrfachsteckdose ab.

Wer absolut auf Nummer sicher gehen will und jegliche Auseinandersetzung mit dem Netzbetreiber scheut, bis eine neue Norm auch hier den Weg umfassend freiräumt, kann anstelle der Schuko-Dose eine Systemsteckdose montieren – natürlich an den normalen Haushaltstromkreis. Aus unserer Sicht sind sie nicht nötig, aber nicht jede und jeder will zum Stromrebellen avancieren. Solche speziellen Steckdosen sind im Fachhandel schon zu Preisen von 20 Euro an erhältlich.

Schluss mit der Blockade: Bislang haben die meisten Netzbetreiber rigoros blockiert – wider besseren Wissens. Denn diverse TÜV-Gutachten und Studien  angesehener Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer ISE belegen, dass Betrieb und Netzanschluss von steckerfertigen Solar-Geräten wie dem simon gefahrlos möglich sind. Gefahrlos für die Nutzer und gefahrlos für einen sicheren und störungsfreien Netzbetrieb. Den sicheren Netzbetrieb räumt selbst die RWE-Tochterfirma-Westnetz ein, Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber.

Ohnehin endet der Zuständigkeitsbereich der Netzbetreiber auf ihrer Seite des Stromzählers. Ob die Nutzer in ihrem Privatbereich eine Mini-PV-Anlage anschließen, geht Netzbetreiber nichts an, da dies eben keine Auswirkungen auf einen sicheren Betrieb ihrer Netze hat. Wenn sie dennoch – und auch jetzt noch – einen Anschluss untersagen, handeln sie aus unserer Sicht missbräuchlich.

Auch der Verweis vieler Netzbetreiber, der Anschluss eines Balkon-Kraftwerks verstoße gegen § 49 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), der die Einhaltung technischer Normen fordert, geht ins Leere: Denn die Normen sind nur dann verbindlich, wenn der durch die Norm angestrebte Sicherheitsstandard nicht auf anderem Wege herbeigeführt wird. Dies aber ist bei aktuellen Stecker-PV-Modulen wie dem simon mit ihren modernen Wechselrichtern der Fall.

Insofern gehören solche Warnungen vor einem angeblichen Verstoß gegen Gesetze zur Drohkulisse, mit der sich Netzbetreiber noch immer gegen den Wandel stemmen. Sie sind rechtlich aber höchst fragwürdig. Schon gar nicht zulässig ist eine Drohung mit der Sperrung eines Stromanschlusses. Bange machen gilt nicht.

Im Gegenteil: Aus dem Schlichtungsverfahren bei der neu formulierten VDE-Norm 0100-551 ergibt sich eine Aufforderung zur Kooperation. So sollen Netzbetreiber das Anmelde-Prozedere für Mini-Solaranlagen für Balkon und Terrasse vereinfachen, dabei werden ihnen individuelle Lösungen ermöglicht. Im Kern genügen unserer Ansicht nach wenige Daten für eine Anmeldung: Name und Anschrift des Nutzers sowie Fabrikat und Leistung der anzuschließenden Anlage. Damit wäre endlich auch der EU-Netzkodex 2016/631 erfüllt, nachdem für Anlagen bis 800 Watt „keine oder vereinfachte Anmelderegeln“ gelten sollen.

Unser Fazit: Mit der Erlaubnis einer Nutzung normaler Haushaltsstromkreise ist ein zentrales Hindernis gefallen. Da hochwertige Balkon-Solaranlagen mit modernen Wechselrichtern sowohl alle Netzzustände erkennen und sie die Gefahr von Stromschlag ausschließen, können sie an normale Schuko-Steckdosen angeschlossen werden. Auch ein sicherer und störungsfreier Netzbetrieb ist durch moderne Mini-PV-Module nicht gefährdet. Entsprechend können Netzbetreiber den Betrieb nicht untersagen, da ihr Zuständigkeit- und Verantwortungsbereich auf ihrer Seite des Stromzählers endet.

Wir sagen: Plug, play & enjoy! Also simon & Co. einstecken, ihren eigenen Strom ernten und gleich bei sich zuhause verbrauchen. Viel Spaß dabei! 

INFO Das Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie zur aktuellen Normendebatte mit allen Argumenten, warum der Einsatz von Mini-Solarkraftwerken sicher ist, finden Sie hier: www.pvplug.de/positionspapier/

Interesse am simon? Das revolutionär einfach zu nutzende 150-Watt-Solarmodul simon kann zum Preis von 599 Euro plus 29 Euro Versandkosten ganz einfach im Onlineshop bestellt werden. Die Befestigungssysteme zum Aufhängen am Balkon oder zum Aufstellen auf dem Boden kosten jeweils 57,50 Euro zusätzlich.

Michael Friedrich
Michael Friedrich
hat nach der Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule rund 25 Jahre als Redakteur gearbeitet, unter anderem bei WDR, Spiegel TV, GEO und dem Greenpeace Magazin. Seit 2015 ist er als Pressesprecher von Green Planet Energy für die Energiewende aktiv.