Grüner Wasserstoff: bei Kosten und Klimaschutz klar überlegen; Copyright Grafik: Greenpeace Energy eG/Energy Brainpool

Deutschland kann seinen künftigen Wasserstoffbedarfs bei maximaler Klimaschutzwirkung und mit zugleich klaren Kostenvorteilen durch Grünen Wasserstoff decken. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die der Ökoenergieanbieter Greenpeace Energy heute vorstellt. Im Vergleich möglicher Wasserstoff-Ausbaupfade erweist sich erneuerbar produzierter Wasserstoff in Verbindung mit einem schnellen Erneuerbaren-Ausbau als die deutlich günstigste Variante: Die Kosten für Grünen Wasserstoff sinken von 44,50 Euro je Megawattstunde im Jahr 2025 bis 2040 auf 7,20 €/MWh. Je höher der Graustromanteil im Strommix, desto weniger wirtschaftlich wäre die Wasserstoff-Produktion. Am schlechtesten schneidet Blauer Wasserstoff ab (Nutzung von Erdgas plus unterirdische Verpressung des freiwerdenden CO2). Blaues H2 wäre 2025 rund ein Drittel und 2040 sogar elfmal teurer als die grüne Variante. Auch bei den CO2-Emissionen ist Grüner Wasserstoff klar überlegen, wie die von dem Energiemarkt-Experten Steffen Bukold und dem Analyseinstitut Energy Brainpool erstellte Studie zeigt: Hier sinkt der CO2-Ausstoß schon ab dem Jahr 2035 auf null, während bei den anderen Ausbaupfaden teils erhebliche Emissionen verbleiben.

„Wir sehen die Gefahr, dass die Bundesregierung im neuen EEG 2021 sowie bei der Umsetzung ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie falsche Anreize für den Markthochlauf setzt“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy. „Dann hilft Wasserstoff aber weder beim Klimaschutz noch volkswirtschaftlich, sondern schadet Deutschland doppelt, wie die Studie zeigt. Sinnvoll ist nur ein Ausbaupfad für Grünen Wasserstoff.“ Tatsächlich aber klaffe zum Beispiel bei der Bedarfsplanung eine große Lücke mit problematischen Folgen, so Keiffenheim: Während die Bundesregierung bis 2030 Elektrolysekapazitäten von fünf Gigawatt (GW) anstrebt, mit der jährlich 15 bis 20 Terawattstunden (TWh) Grüner Wasserstoff produziert werden können, prognostiziert sie zugleich eine Nachfrage nach 90 bis 110 TWh. Die Lücke von mindestens 70 TWh müsste entweder durch Importe gefüllt werden oder durch Anlagen zur Produktion von Blauem Wasserstoff. Doch dafür, warnt Keiffenheim, fehlten elementare Voraussetzungen.

„Unsere Analysen zeigen, dass Blauer Wasserstoff ein Irrweg wäre, auf dem Deutschland seine Klimaziele klar verfehlen würde“, sagt Studienautor Steffen Bukold. Selbst bei optimistischen Annahmen entstünden bei Blauem Wasserstoff auch 2040 noch mindestens 60 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (kWh), wahrscheinlich sogar mehr als 200 g/kWh. Hinzu kämen die deutlich höheren Kosten. „Blauer Wasserstoff hat aber eine weitere entscheidende Schwachstelle“, ergänzt Bukold: „Für deutsche Produzenten stehen bis 2030 praktisch keine Speicherkapazitäten für das abgefangene CO2 zur Verfügung. Das heißt: Diese Emissionen gelangen letztlich direkt in die Atmosphäre.“

Aus Sicht von Greenpeace Energy muss die Bundesregierung jetzt klare Prioritäten setzen. „Grüner Wasserstoff ist die in jeder Hinsicht überlegene Lösung“, sagt Marcel Keiffenheim. „Deshalb darf die Bundesregierung nur erneuerbaren Wasserstoff fördern. Jeder Euro für die Scheinlösung Blauer Wasserstoff ist eine Investition in die falsche Technologie.“ Laut Keiffenheim sollte die Politik die Nachfrage nach Wasserstoff nicht künstlich anheizen, solange noch keine ausreichenden Mengen an Grünem Wasserstoff zur Verfügung stehen. Empfehlenswert sei der Einsatz zunächst etwa im öffentlichen Nahverkehr und anderen dezentralen Projekten mit hohem CO2-Minderungsfaktor. Die Verwendung von Grünem Wasserstoff in Raffinerien zur Produktion fossiler Treibstoffe ist für den Greenpeace Energy-Experten hingegen der falsche Weg: „Wir sollten den knappen erneuerbaren Wasserstoff nicht dafür verschwenden, eine extrem klimaschädliche Technologie für ihre Restlaufzeit noch ein wenig aufzuhübschen.“