Es kommentiert Nils Müller, Vorstand bei Greenpeace Energy. Foto: Christine Lutz / Greenpeace Energy eG

„Wer als Kunde nach Ablauf seiner Mindestvertragslaufzeit den Strom- oder Gasanbieter wechselt, nimmt ein Recht wahr, das ihm zusteht. Dass manche Menschen schon nach relativ kurzer Zeit – und das vielleicht mehrmals – zu einem anderen Anbieter wechseln könnten, ist nun mal das geschäftliche Risiko eines Energieversorgungsunternehmens. Diese wechselaffinen Verbraucherinnen und Verbraucher aber wegen ihres Verhaltens auszuspionieren und dann sogar zu diskriminieren, indem man ihren einen Vertrag verweigert, geht gar nicht. Ein solches Vorgehen ist sowohl moralisch als auch datenschutzrechtlich höchst fragwürdig – und es zerstört Vertrauen im Verhältnis zwischen Versorger und Abnehmer.

Die jetzt aufgedeckten Datenpools werfen ein Schlaglicht auf den wirtschaftlichen Druck, unter dem viele Energieanbieter stehen, weil sich hohe Wechsel-Boni und andere teure Lockangebote für Neukundinnen und -kunden für sie durch lange Vertragslaufzeiten rentieren müssen. Aus eigener Erfahrung als Ökoenergiegenossenschaft sind wir überzeugt: Um Kundinnen und Kunden dauerhaft zu überzeugen und zu binden, sollten Versorger lieber in eine hohe Qualität ihrer Energieprodukte, in das Vorantreiben der Energiewende sowie in guten Service investieren, als in Negativ-Datenbanken. Vor allem aber sollten sie mit den Informationen ihrer Kundinnen und Kunden transparent, ehrlich und behutsam umgehen.“